Рецензии

Die Rache des russischen Bloggers

"Берлинер Цайтунг" о немецком издании "Роисси"

Oleg Kaschin: Es geht voran. Aus dem Russischen von Franziska Zwerg. Aufbau, Berlin 2012. 153 S., 16,99 Euro.
Von Mathias Schnitzler
Oleg Kaschins Satire aus der Putin-Demokratie.
Die besten Satiren entstehen aus Frust und Ohnmacht. Im Bewusstsein, dass sich sowieso nichts ?ndert, strebt der entt?uschte Geist nach Rache. Spott, Ironie und Polemik sind immer auch eine Art Ersatzbefriedigung. „Der Satiriker“, wusste schon Tucholsky, „ist ein gekr?nkter Idealist: Er will die Welt gut haben, sie ist schlecht, und nun rennt er gegen das Schlechte an.“
Einige der gr??ten Satiriker kommen daher aus Russland: Gogol, Bulgakow, Charms, zuletzt Sorokin und Pelewin. Oleg Kaschin, der 1980 in Kaliningrad geborene Journalist, stellt sich mit seinem ersten Roman „Es geht voran“ in diese Tradition. Doch auch Publikationsgeschichten haben in Russland oft etwas Bitter-B?ses. Im November 2010 wurde der Autor, ein landesweit bekannter Blogger und Kritiker Putins, von Unbekannten angegriffen und schwer verletzt. H?nde und F??e brach man ihm, als Warnung, dass er nicht weiter schreibe. Unmittelbar vor dem ?berfall, so hei?t es, hatte Kaschin dem Verlag den vorliegenden Roman ?berreicht.
Die Handlung des Buches ist nicht ganz so aufregend, aber sch?n irrwitzig ist sie doch. Der Hobbywissenschaftler Karpow hat ein Serum erfunden, mit dem er das Wachstum von Lebewesen massiv beschleunigen kann. Um seine Versuche voranzutreiben, ist er mit seiner Frau Marina in den S?den Russlands gezogen. Als Karpow dort mit Schweinen und K?hen experimentiert, werden alle m?glichen dubiosen Figuren auf das Serum aufmerksam.
Schlie?lich verhilft Karpow dem Moskauer Oligarchen und Liliputaner Method Magomedow zu wahrer Gr??e. Damit setzt er eine Kette von Ereignissen in Gang, die er nicht mehr kontrollieren kann. Marina verl?sst ihn und kehrt mit dem Gewachsenen, der nun neben Geld und Macht auch noch ein stattliches Aussehen hat, nach Moskau zur?ck. Dort allerdings ger?t Method in Konflikt mit seinem Bruder Kyrill, sodass einer der beiden bald nur noch repr?sentative Aufgaben ?bernimmt – als Asche in einer kostbaren Urne.
Der Leser erf?hrt einiges ?ber das Russland von Putin und Medwedew. ?ber die Korruption bei den drei gro?en „I“ (Innovation, Investition, Infrastruktur). ?ber das F?derale Zielprogramm „Sattes Russland“, die Olymp Bau Corporation in Sotschi sowie den Verband der nationalen Fleischindustrie, die allesamt, wir wussten es, eine mehr als fragw?rdige Rolle spielen. Was aber geschieht mit dem Serum? Karpow wird zusammengeschlagen und gefangen gesetzt, w?hrend das Buch in seinen zweiten, noch haarstr?ubenderen Teil tritt.
Wir finden uns nun am Rande Moskaus wieder, in einem ehemaligen Waisenheim, das offiziell als Quarant?nelager f?r Schweinegrippe-Patienten dient. In Wirklichkeit aber soll der Journalist und Blogger mit dem Pseudonym NaheNull hier eine Gruppe Menschen mit, nun ja, verlangsamter Entwicklung auf Vordermann bringen. Bald aber findet NaheNull heraus, dass man Versuche mit Waisenkindern macht. Kinder, die auf ungew?hnliche schnelle Weise emporgeschossen sind und nun wie zur?ckgebliebene Erwachsene wirken.
Es gelingt NaheNull, eine bekannte B?rgerrechtsjournalistin zu informieren. Ihr Artikel in der Oppositionszeitung wird den Titel rei?erischen Titel „Vorland Russw?rts!“ tragen und im Westen f?r Furore sorgen. In Moskau und in der russischen Provinz bleibt alles beim Alten; auch die kurz darauf gefundenen Leichen bieten ja nichts wirkliches Neues. „Die Entengr?tze der Stagnation“, so schlie?t der Roman, „schloss sich ?ber ihren K?pfen.“ Die russische Satire wird weiterhin Konjunktur haben.

Оригинал рецензии

Книга: «Роисся вперде»

Олег Кашин